Freitag, 10. Januar 2014

Tabuthema Sexismus in der Gamerszene

Schlecht steht es um die Rolle der Frau in PC-Spielen. Wenn Spielfiguren weiblichen Geschlechts nicht gerade ein Dasein als fromme Beobachterin/Bewunderin fristen, dann müssen sie schier unmöglichen Anforderungen genügen. Eine realistisch und vielschichtig dargestellte Frauenfigur sucht man dabei oft vergebens.
Obwohl Spieleentwickler mittlerweile auch weibliche Figuren als Protagonistinnen zulassen, hat sich das eigentliche Bild der Frau in der Welt der PC-Spiele nur begrenzt weiterentwickelt.


Immer Ärger mit dem Outfit

Das Problem lässt sich auf den ersten Blick an der Ausstattung der Charaktere erkennen. Natürlich ist in einem Spiel, bei welchem die grafische Gestaltung einen wichtigen Stellenwert einnimmt, nichts gegen ansprechende Bekleidung mit farbenfrohen Accessoires einzuwenden.
Wenn jedoch eine Spielfigur wie die Dämonenjägerin in Diablo 3, die eher auf praktische Ausrüstung angewiesen ist, Schuhe mit Absätzen verpasst bekommt, damit das Bild, welches Spieler sowie Entwickler von einer Frau haben, nicht erschüttert wird, läuft einiges verkehrt.

Und dafür hat Blizzard 12 Jahre gebraucht...

Hierbei ist zu erwähnen, dass es sich bei den "topmodischen" Pumps nicht um ein beliebiges Accessoire handelt. Nein; die Fußbekleidung stellt nämlich einen unveränderbaren Bestandteil der Ausrüstung, in welchem die Dämonenjägerin Himmel und Hölle beschreiten muss, dar.
Das MMO Game Tera treibt das Konzept der unpraktischen, aber dafür erotischen Ausrüstung auf die Spitze, in dem es den als Schutz gedachten Panzer zur Zierde verkommen lässt.


Soldatin! Schminken Sie sich, ziehen Sie sich aus - es herrscht Krieg!

Der Sexismus endet allerdings nicht beim Kleidungsstil der Protagonistinnen. Natürlich verfügt jede weibliche Spielfigur über einen "perfekten" Körper, der direkt vom Schönheitschirurgen um die Ecke stammen könnte - PC-Spiel-Heldin darf man nämlich nur ab Körbchengröße C werden!
Frauen, deren Figur nicht ganz so makellos ist, wird oft die Rolle des Bösewichts zugeschrieben. Ein Beispiel dafür ist Andariel in Diablo 2, die aber trotz unpraktischer Zusätze die obligatorisch großen Brüste besitzt.


Anscheinend arbeitet sie nebenbei außerdem als Domina.

Bei weiblichen Endgegnern fällt des Weiteren die starke Sexualisierung derselben auf. Während Männer ihre Kraft und verschiedenen Talente zum Erreichen ihrer Ziele anwenden, setzen Frauen in erster Linie auf ihre "dämonische" Sexualität.


Lara Croft 2013 - eine ehemals selbstbewusste Protagonistin unter männlichen Fittichen

Obwohl ich Tomb Raider 2013 prinzipiell als tolles Game ansehe, hat mir die "neue" Rolle der bekannten Heldin zum Teil schlecht bekommen. Als störend empfand ich beim Spielen nicht die Unerfahrenheit der Protagonistin - immerhin ist dies das Thema des Spiels -, sondern dass diese sich in etlichen Situationen, bildlich gesprochen, weinend in die Arme ausschließlich männlicher "Mentoren" flüchtet.
Dabei fällt auf, dass Lara Croft einige Herausforderungen nur besteht, weil ihre Begleiter sich heldenhaft für sie opfern, um anschließend von ihr gepflegt/beweint zu werden.


Zuerst vorsorge ich deine Wunden und dann koche ich uns etwas Gutes!

Dieser Aspekt impliziert, dass selbst eine eigentlich toughe, trainierte Frau, die mit sämtlichen Schusswaffen umgehen kann, brenzlige Situationen nur mit Hilfe männlicher Unterstützung meistern kann.


Warum Feminismus in der Gaming-Szene ein Tabuthema ist

Don't ask, don't tell!" lautet die Devise. Über Gender oder gar die Gleichberechtigung der Frau spricht "man" in der Gamingszene nicht - schließlich soll den anderen Spielern nicht der Spaß verdorben werden und außerdem gehört dies einfach nicht zum guten Ton.
Wer diese Regel missachtet, muss mit entsprechenden Sanktionen (spricht: Beschimpfungen, Morddrohungen, etc.) rechnen.
Mit einem Shitstorm dieser Art wurde auch die Videobloggerin und Medienkritikerin Anita Sarkeesian für einige kritische Beiträge zum vorherrschenden Frauenbild in der Spieleszene belohnt. Wie ein Artikel in der FAZ erwähnt, kann eine solche Welle an öffentlichen Beschimpfungen aber auch positive Folgen haben. Anita Sarkeesian verschaffte der Shitstorm einen hohen Bekanntheitsgrad, was ihr Spenden in der Höhe von über 141.000 $ für ihr Projekt einbrachte.


D. S.

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