Sonntag, 2. Februar 2014

Die Bedeutung von PC Spielen hinter dem Eisernen Vorhang

Am Freitag den 31.01.2014 bin ich abermals in den Genuss gekommen, mir einen Vortrag der Veranstaltungsreihe von Subotron anhören zu dürfen.
Diesmal hatte die Präsentation die Entwicklung und Verbreitung von PC Spielen hinter dem Eisernen Vorhang zum Thema. Der Vortragende Jaroslav Svelch konzentrierte sich dabei vor allem auf die ehemalige Tschechoslowakei, in der bezüglich des Vertriebs von Games und Computern besonders strenge Vorschriften galten.

"It was everybody's Dream to have their own Computer."*

Hry Pro IQ 151
Zur Zeit des Kommunismus war es für die tschechoslowakische Bevölkerung äußerst schwer, überhaupt an einen funktionierenden PC zu kommen.
Es gab bis 1989 beispielsweise keine privaten Unternehmen, welche Hard- oder Software zum Verkauf anboten. Gleichzeitig wurden PCs aus dem "Westen" bei strengen Grenzkontrollen oft beschlagnahmt oder Importeure mussten für die Einfuhr der Geräte hohe Gebühren entrichten. 
Trotzdem gelangten einige kleine Computer in die Tschechoslowakei, da diese in Alufolie, gerissen als Sandwich getarnt, an den Zöllnern vorbeigeschmuggelt wurden.

Das Land selbst produzierte Geräte, welche nicht an Privatpersonen, sondern lediglich an Schulen verkauft wurden. 
PMD 85
Im tschechischen Teil des Staates waren vor allem Geräte der Marke Hry Pro IQ 151 im Umlauf, während in slowakisch geprägten Regionen in erster Linie Computer mit der Bezeichnung PMD 85 vertrieben wurden.
Neben Lehrzwecken verwendete man die Maschinen damals auch schon dazu, um PC Games zu programmieren und zu spielen.
Bei längerer Benutzung der Computer wurden diese amüsanterweise so heiß, dass sie des Öfteren als Heizung oder auch zum Warmhalten von Speisen und Getränken (Café) Verwendung fanden.

Für Privatpersonen bestand die Chance auf legalem Wege an Computer oder gar Games zu kommen lediglich darin, einschlägigen Vereinen beizutreten. 


Die Bedeutung der Computer Clubs zur Zeit des Kommunismus

Auch die Gründung der damals berühmten PC-Vereine ging nicht immer einfach von statten. Obwohl deren tägliche Aktivitäten Großteils unpolitisch waren, bedurften diese der Unterstützung einer sozialistischen Organisation (z. B. Svazarm).
Mitgliedern jener Clubs wurden nicht nur in regelmäßigen Abständen Newsletter zum Thema PC sowie Spiele zugeschickt, sondern sie hatten ebenso die Möglichkeit, sich Computer und Zubehör zu bestellen.
Außerdem verfügte jeder Club über die Database einer Software, welche kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Mit Hilfe derselben machten sich einige Personen daran, PC Spiele zu entwerfen.


Das Programmieren von PC-Spielen als Akt der Selbstverwirklichung

Manic Miner
In der damaligen Tschechoslowakei waren vor allem modifizierte Kopien bekannter Spiele wie Space Invaders, Donkey Kong, Galactic Runners sowie Manic Miner im Umlauf.
Ursprünglich entwarfen Programmierer wie Frantisek Fuka die Games aber nicht zu Unterhaltungszwecken. Mit den Spielen wollte die jeweilige Person nämlich ihr Können unter Beweis stellen, um sich so den Respekt fachkundiger Kollegen einzuholen.
Als PC-Games in den 1980er Jahren bei größeren Teilen der Bevölkerung Beliebtheit erlangten, wurden diese fortan zum Verbreiten politischer Botschaften verwendet. Oft bekam die Spielerin nach Absolvieren eines Levels eine regimekritische Nachricht zu Gesicht.  

An dieser Entwicklung lässt sich erkennen, dass Computer sowie die dazugehörigen Games ein aussagekräftiges historisches Artefakt darstellen - sie sind somit ein wichtiger Teil der Geschichte des Kommunismus in den ehemaligen Ostblockstaaten und ein bedeutendes Dokument gesellschaftlicher Strömungen der damaligen Zeit.


D. S.



*Jaroslav Svelch

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen